Auszug Seite 28 ff.
Unsere Nächte. Wir berühren uns wie Geschwister. Für Zärtlichkeiten bleibt keine Kraft; so haben wir uns in den Schweizer Bergen nicht ausgepowert oder nach langer Segeltour in Sonne und Wind ermüdet.
In dieser Nacht wuchs die Nervosität vor meiner vierten Hochzeit, ich schrecke um vier Uhr auf aus einem wilden Traum.
„Ist es richtig, sich erneut in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu stürzen? Bei meiner Unfähigkeit, Leid hinzunehmen?“ Wo keine Liebe (mehr) war, hatte ich schließlich drei Ehen mit Vehemenz hingeschmissen:
Die erste Ehe nach der Beziehung mit einem älteren Lebemann und aus Torschlusspanik illusionslos eingegangen, weil der Student so brav schien. Den Tod unseres Mädchens hätten wir noch gemeinsam durchgestanden, doch die Divergenz zwischen seiner Unbedarftheit und meiner vehementen Lebenskraft nahm schnell zu und vernichtete kaum entwickelte Liebe. Ich war mit den Problemen allein und musste mich noch um die seinen kümmern. Ich schmiss hin.
Die zweite Ehe mit einem tatkräftigen und tüchtigen Mann, den ich liebte, scheiterte an seinem zunehmenden Alkoholismus und der damit einhergehenden Brutalität. Um diese Ehe kämpfte ich gleichwohl lange und verbrauchte die „schönsten Lebensjahre einer Frau“. Als ich es mit der Angst um meine Tochter aus erster Ehe zu tun bekam, MUSSTE ich hinschmeißen.
Mit der „Großen Liebe“, die mir nach allem Lebensunglück begegnete, konnte ich eine Ehe erst gar nicht eingehen. Der Mann war verheiratet, hatte drei Kinder, eine gehobene berufliche und politische Stellung. Das alles konnte und wollte er nicht aufgeben. Es verbrannte mich fast, weil ich verzichten musste.
Allein bleiben? Die Wendezeit überstehen? Einen völlig neuen Beruf in einer neuen Stadt? So stark war ich nicht. Ich hängte mich an einen Intellektuellen in einer Zeit, als die alte Gesellschaftsordnung unterging, und der mir in der neuen zur Seite stand, den beide Kinder akzeptierten und der uns in eine vielgestaltige Welt einführte. Doch der betrog mich wie er meine Vorgängerinnen betrogen hatte. Ich schmiss die Ehe nach kurzer Zeit hin.
Ich war fest davon überzeugt, dass meine beiden Kinder unter einer unglücklichen Ehe mehr zu leiden gehabt hätten als unter der Kleinfamilie aus Mutter und Kindern mit außerfamiliärem Kontakt zu den beiden Vätern. -
Der Morgen nach der kurzen Nacht mit den trüben Gedanken gestaltete sich nicht sehr geschwisterlich. Wir liebten uns leidenschaftlich.
Jetzt gibt es nur noch Zukunft und Zuversicht.
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